Es ist Ende September, der Sommer neigt sich dem Ende zu, und wir blicken auf einen Ereignisreichen Monat zurück und vor allem nach Kassel zur größten Animexx- Convention, der Connichi. Auch wir waren vom 7. -9. September im Kasseler Kongress Palais vor Ort und haben für euch einige Eindrücke zusammengefasst.
Showprogramm:
Am Freitag läutete die Eröffnungsshow im Festsaal die Convention offiziell ein – hier haben sich die Organisatoren etwas besonderes einfallen lassen: Einer von ihnen schlüpfte in die Rolle des “Conrad Congänger”, eines gewöhnlichen Besuchers, der das erste Mal auf der Convention ist. So konnten mithilfe gestellter Szenen die Regeln der Veranstaltung auf unterhaltsame Weise den Besuchern noch einmal näher gebracht werden. Im Allgemeinen wurde in diesem Jahr viel für Erstbesucher getan, wie zum Beispiel eine Führung über das Gelände, die mehrfach stattfand, sowie ausführliche Hinweise im Conheft.
Omoshiro! starteten das Programm im blauen Saal am Freitag mit ihrem Comedy-Crossover Stück “Die Prinzenrolle”. Königliche Unterhaltung mit Charakteren aus verschiedenen Welten und einem Körpertausch.
Beim Connichi Poetry Slam am Freitagabend im blauen Saal traten auch in diesem Jahr wieder mutige und kreative Schreiberlinge aus der Szene gegeneinander an. Gewonnen hat mittlerweile zum dritten Mal in Folge Caro, dieses Mal mit einem ergreifenden Text über das Erwachsenwerden. Nach drei Siegen in Folge hatte sie es sich dann auch mehr als verdient, am Sonntag in der Abschlussveranstaltung erstmals ihren Gewinnertext im Festsaal noch einmal vorzutragen!
In der Pause zwischen den beiden Runden wurde eine ehemalige Teilnehmerin mit einem von ihrem Text inspirierten Song bei einem Überraschungsauftritt von Scarlet Prince besungen. Nach Ende des Songs stürmten die Slammer überraschend die Bühne, und sangen mit dem Sänger gemeinsam ein weiteres Lied: „This is Me“ aus The Greatest Showman.
“Too much Information” bot im Anschluss Shinji Schneider, der – vielleicht aus Jugendschutzgründen? – um 23 Uhr am Freitagabend im blauen Saal auf der Bühne stand. Shinjis Programme sind ohnehin grundsätzlich immer sehenswert, doch ihn einmal ohne Grenzen frei heraus reden zu hören, ohne Rücksicht auf eventuelle Kinder im Publikum, war nochmal ein ganz anderes Erlebnis!
Showgruppenlegende Tsuki No Senshi spielten am Samstagnachmittag im Festsaal ihr aktuelles Stück “Kingdom Hearts: Birth by Sleep”. Eine mitreißende Geschichte über Gut und Böse, Licht und Dunkelheit – auch für Zuschauer ohne Vorkenntnisse des Fandoms geeignet. Ein klares Highlight der Show ist eine Choreographie mit Stehlampen – eine Idee, die immer beeindruckender wird, je länger man als Zuschauer darüber nachdenkt. Am Sonntagmorgen durfte die älteste Showgruppe Deutschlands – und in dieser Form wahrscheinlich der ganzen Welt – auf der Connichi Couch ein Panel halten, um ihr zwanzigjähriges Bestehen zu feiern und zurückzublicken. Anwesend waren dabei sowohl Gründungsmitglieder als auch Darsteller, die zum Zeitpunkt der Gründung der Showgruppe noch nicht geboren waren. Nicht zu Unrecht das am meisten angesehene Panel des Wochenendes im Livestream!
Am Samstagnachmittag stand die inzwischen an Mitgliedern beträchtlich gewachsene Tanzgruppe Dash im blauen Saal auf der Bühne. Eine sehr diverse Gruppe von K-Pop Fans, die ihre Liebe zum Tanzen gemeinsam ausleben. Zwischen den Songs wurde das Publikum mit eigens dafür aufgenommenen Einspielern unterhalten – zu denen es zum Schluss sogar Outtakes zu sehen gab!
Um 22 Uhr am Samstagabend wurde es noch einmal spannend beim AMV Wettbewerb im Festsaal – zuerst wurde der exklusive Wettbewerb ausgetragen, für den ausschließlich Ersteinsendungen zugelassen waren. Hier durften die Besucher im Saal per Handy abstimmen, welches ihr Lieblingsvideo war. Darüber hinaus wurden auch noch die besten Einsendungen des freien Wettbewerbs und des Games Music Video Wettbewerbs gezeigt.
Die bayrische Coverband Tanuki heizte dem blauen Saal währenddessen mit rockigen Covern von Anime-Songs ein.
Am Sonntagmittag um 14:00 spielten Ikimasho ihr Stück zu “My Hero Academia”. Eine Besonderheit hier: Verwandlungen und Doppelgänger wurden durch zusätzliche Darsteller umgesetzt. Dies ermöglichte ihnen außergewöhnliche Effekte, besonders in den Choreographien.
Am Sonntagnachmittag gab es im blauen Saal die Show von Naruto Rap Society zu sehen. Naruto und Rap? Was sich wie eine seltsame Kombination anhört, passt überraschend gut zusammen. Der Front-Sänger rappte den größten Teil der Show, während seine Duettpartner wechselten oder nur in Einspielern mit ihm interagierten. Besonders schön umgesetzt waren die gemeinsamen Songs des erwachsenen Naruto mit seinen beiden Kindern. Außerdem schreibt er alle Songtexte selbst! Fast alle Texte drehen sich um Naruto, doch diesmal hatte er auch einige sehr persönliche Stücke im Programm. Seine Begeisterung springt auf das Publikum über, seine Bühnenpräsenz reißt jeden mit – Ein Fest nicht nur für Fans!
Ab 17:00 im Festsaal endete die Connichi dann auch schon wieder mit der Abschlussveranstaltung. Hier ist üblicherweise der Platz für Preisverleihungen, Danksagungen. In diesem Jahr flossen vor allem Tränen in der Abschlussveranstaltung – und zwar nicht nur bei der Verkündung der Sieger des WCS Vorentscheids. Das aktuelle Organisationsteam verabschiedete sich nahezu geschlossen in den wohlverdienten Ruhestand.
Cosplaywettbewerbe
An jedem der drei Conventiontage fand ein anderer Cosplaywettbewerb statt.
Der Connichi Cosplay Wettbewerb am Freitag, der ECG Wettbewerb, kurz für “European Cosplay Gathering”, hatte am Samstag einen deutschen Vorentscheid, und der Vorentscheid zum WCS World Cosplay Summit fand am Sonntag statt. Hier wurde das deutsche Team für den WCS 2019 gekürt: Herzlichen Glückwunsch an Feder und Cita vom Team Felix Felicis!
Workshops
Das Workshopprogramm in zwei Räumen und dem Gesellschaftssaal war auch dieses Jahr wieder breit gefächert und überdurchschnittlich lehrreich. Besonders viel Wert wurde in diesem Jahr unter der Überschrift Japanforschung auf Vorträge zur japanischen Kunst und Kultur gelegt.
Unter diesen Vorträgen fanden sich Themen wie “Fremdbegegnung im japanischen Videospiel”, “Diversität und Rechte sexueller Minderheiten in Japan”, “Dekonstruktion im Anime One Punch Man”, und auch “Verbotene Bilder?” rund um Zensur und sexuelle Inhalte in japanischen Medien.
Es gab aber daneben auch noch die klassischen Workshops, wie zum Beispiel den auf jeder Con beliebten Synchro Workshop. Der Synchro Workshop durfte ganze vier Mal im Laufe des Wochenendes stattfinden, ein Mal davon sogar in einer Ausgabe ab 18!
Es gab Workshops für literarisch Interessierte, wie zum Beispiel Yamatos “The Villain’s Journey – Der Schurke in 1000 Gestalten” , einem Workshop über die Konstruktion interessanter und abwechslungsreicher Antagonisten. Für Schreiber ist auch der Workshop über erotische Fanfiction, wie jedes Jahr mit dem schönen Titel “Von Lustgrotten und Liebeshöhlen”.
Ehrengäste
Zu den Ehrengästen gehörten unter anderem Team Karasu, eine Gruppe von Performancekünstlern und Schauspielern. Sie boten eine Kombination aus Schwertkampf und Theater dar, und behandelten dabei das immer-wieder-und-momentan-besonders aktuelle Thema Geschlechterrollen. Es gab drei Auftritte im Laufe des Wochenendes, drei Autogrammstunden, auf alle drei Tage verteilt, und zwei Workshops am Freitag und Sonntag.
Als Cosplay-Ehrengäste zugegen waren dieses Jahr Yuegene Fay und Cowbutt Crunchies Cosplay.
Nicht zuletzt hatte die Connichi für ihre Besucher auch wieder diverse Synchronsprecher eingeladen: Constantin von Jascheroff (deutsche Stimme von Pavel Chekov aus den Star Trek Reboot Filmen), René Dawn Claude (Bleach, Fate/Zero, KILL la KILL), Manuel Scheuernstuhl (deutsche Stimme von Bran Stark in “Game of Thrones”) und Dominik Auer (Tuxedo Mask aus “Sailor Moon”). Fast alle standen für Autogramme zur Verfügung und die meisten hielten ein Panel, beziehungsweise ein Q&A. Manuel Scheuernstuhl bekam in seinem Panel zudem Unterstützung von Dialogbuchautor Robert Weber und Tonmeister Christian Hanisch.
Connichi Couch
Die Connichi Couch ist gleichzeitig der Livestream-Raum der Convention und ein Raum für Panels. Hier wurden unter anderem Interviews mit Ehrengästen geführt, oder Programmpunkte wie das bereits erwähnte Jubiläumspanel von Tsuki No Senshi. Wer vor Ort auf der Con war, konnte sogar Live beim Programm des Streams dabei sein! Das eröffnete unter anderem die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich zu beteiligen, wie etwa im Panel “Wege aus der Cosplaysinnkrise” von den Rainbow Riders Max und Claud. Eine schöne und angeregte Gesprächsrunde darüber, wie man in der Szene auf sich achtet und sich die Motivation zum Cosplayen erhält.
Connichi Matsuri
Das Connichi Matsuri umfasst einen Bereich mit Essens- und Spieleständen im Innenhof des Conventiongeländes. In diesem Jahr konnte es leider aufgrund der großen Trockenheit kein Feuerwerk am Samstagabend geben, das sonst schon fest zu diesem Bereich dazu gehört.
Abschied nehmen von der Orga
Der Abschied fiel schwer. Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte an Erinnerungen verbanden jeden der nun ehemaligen Orgas mit der Convention. In diesem Jahr haben sie sich auch mit der Veranstaltung selbst übertroffen. Nichtsdestotrotz kam ihnen für zukünftige Jahre das Leben dazwischen – Alles, was auf Conventions und im Animexx e.V. geleistet wird ist nämlich tatsächlich ehrenamtlich und damit unbezahlt. Das gibt nicht jede Lebenssituation her. Die gesamte Szene wird von freiwilligen Organisatoren, Helfern, Künstlern und mehr am laufen gehalten. Es ist wirklich beeindruckend, was da hinter den Kulissen geleistet wird, auch wenn man das als Besucher nicht immer unbedingt mitbekommt. An dieser Stelle gratulieren wir dem alten Team zu einer großartigen letzten Connichi unter dieser Leitung, und bedanken uns für die jahrelange wunderbare Arbeit. Wir wünschen auch den neuen Organisatoren viel Erfolg und freuen uns auf die nächste Connichi vom 6.-8. September 2019!